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Autoren

Karin Jörger-Egger

 

Die Kristallhöhle

Ein Märchen in Farben
von Karin Jörger

 

 

„ Ich spüre tief in mir die Wahrheit meines Herzens!„
(Anja Senser-Lang)

 

 

Aufgeschrieben im Juli 1998
in der Werkstatt von Karin Jörger
an der Dorfstrasse
in Nussbaumen

 

Ganz fest hielt Samora die welke Hand ihrer Grossmutter umklammert.
„Was ist denn nur los mit dir, Nana? Steh doch bitte auf!“ „Meine liebe Samora,“ flüsterte die Sterbende, „ich bin alt und bereit für den Tod.“
„Aber du kannst mich doch nicht allein lassen. Du bist die Einzige die ich noch habe. Ich brauche dich!“
Heftige Weinkrämpfe schüttelten den zarten Mädchen-körper. Beruhigend strich die Grossmutter eine helle Locke aus dem nassen Gesicht.
„Weine nicht! Schon bald werden wir uns wieder sehen.“ „Wo?“ Eine leise Hoffnung glomm in Samoras Augen auf. „In der Kristallhöhle werde ich auf dich warten.“
Dann hauchte die Alte ihre Seele aus. Samora legte sich zu ihrer Grossmutter auf das Lager und kuschelte sich an den leblosen Körper.
„Wo ist die Kristallhöhle?“ murmelte sie schon halb im Schlaf.

Ein strahlend weisser, wunderschöner Engel beugte sich im Traum zu Samora hinunter. Er zog aus seinem linken Flügel eine kleine, weisse Feder und legte sie in die leicht geöffnete Hand des Mädchens.
„Der Weg in die Kristallhöhle ist lang und nicht immer leicht,“   vertraute das strahlende Wesen in einer singenden Sprache       der Schläferin an.
„Viele Gefahren birgt er und viele Entbehrungen. Aber hast du         dein Ziel erreicht, wird dich die Freude empfangen.         Lass die Feder im Wind tanzen und folge ihr. Sie wird dir deinen Weg weisen.“

Beim Aufwachen spürte Samora etwas ganz Zartes in ihrer Hand. Als sie hinunterblickte, sah sie die Feder, die ihr der Engel im Traum geschenkt hatte. Sanft löste sie sich von ihrer Grossmutter.
„Ich werde dich finden, Nana!“ versprach sie und trat aus der schäbigen, winzigen Holzhütte, in der sie seit ihrer Geburt zu Hause       gewesen war. Hoch über den Kopf hob sie die Hand mit der Feder.
„Bitte bring mich zur Kristallhöhle!“
Ein sanfter Wind umschmeichelte ihre Gestalt, strich höher und höher, erfasste die Feder und liess sie tanzen.

So wanderte Samora der Feder nach, bis sie zu einem grossen,      roten Felsgebirge kam. Mit Leichtigkeit flog die Feder, die jetzt selber rot war, die steilen Felsen hinauf. Mutig und entschlossen       machte sich Samora an den Auf-stieg.
Lag vielleicht hinter diesen Felsen die Kristallhöhle?
Die scharfen Kanten schnitten dem Mädchen in die Hände und Füsse.     Schon bald waren ihre Strohschuhe zerfetzt und ihre Hände blutig.    Unbeirrt kletterte sie weiter. Die Sonne brannte erbarmungslos auf ihren Rücken. Durst und Hunger quälten sie, und der Fels wurde unter ihren blutigen Fingern          noch röter. Ihre Zunge fühlte sich an wie ein rauhes Stück Leder, das sie am   Atmen hinderte. Ihre Arme drohten den Halt zu verlieren. Panik ergriff sie. Jetzt nur nicht loslassen!
„Nana, bitte hilf mir!“schrie sie.     Da war ihr, als ob ihr die Grossmutter sachte über den Kopf striche.
Ein letztes Mal nahm Samora ihre Kraft zusammen und zog sich auf eine Felsplatte. Ihr ganzer Körper zitterte vor Anstrengung. Keuchend blieb sie kurze Zeit liegen. Das Blut pochte in ihren Schläfen. Plötzlich drang das Plätschern von Wasser in ihr Bewusstsein. Erstaunt hob sie den Kopf. Neben ihr sprudelte eine rote Quelle aus dem Felsen heraus. Sie rollte sich auf die Seite und trank gierig das erfrischende Wasser. Bald fühlte sie, wie sie mit neuer Lebenskraft durchströmt wurde. Ihre Wunden an Händen und Füssen schlossen sich, und auch der stechende Hunger war verschwunden. Gestärkt schaute sie sich um. Sie hatte den höchsten Punkt des Felsgebirges erreicht. Von hier aus führte ein Weg sanft den Berg hinunter. Unweit von der Quelle hatte sich die rote Feder niedergelassen. Jetzt hob sie sich in die Luft und tanzte auf dem Weg bergab.

Samora folgte der Feder freudig, froh, den Schrecken des roten Felsens entronnen zu sein. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und tauchte die Bäume und Wiesen in orange-goldenes Licht.
Saftige Aprikosen lachten Samora an. Das Mädchen pflückte sich ein paar, bedankte sich beim Baum und ass die süssen Früchte. Die Feder sass auf einem Ast und schien sich auszuruhen. Ihre Farbe hatte zu orange-gold gewechselt.
Samora machte es sich zwischen den Wurzeln des Baumes bequem. Sie wusste, dass sie die Kristallhöhle finden würde. Und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.

Schon früh am nächsten Morgen kitzelte die Feder das schlafende Kind an der Nase. Samora stand auf, rieb sich die Augen und sprang der Feder nach, die sich schon wieder auf den Weg gemacht hatte.
Plötzlich war der Pfad zu Ende. Vor Samora breitete sich ein riesiges, gelbes Weizenfeld aus. Ein Windstoss hob die gelbe Feder über das Feld.
Vorsichtig setzte Samora einen Fuss zwischen die Aehren, die ihr bis unter die Schultern reichten. Doch je weiter sie in das Feld hineintrat, umso höher wurden die Halme. Bald schon waren sie so hoch, dass sie weit über Samora hinausragten. Ueberall versperrten die Halme der Kleinen den Weg, so dass sie immer wieder die Richtung ändern musste. Bald hatte sie das Gefühl, ständig im Kreis zu gehen, wusste nicht mehr woher sie gekommen war und wohin sie gehen sollte.
„Nie mehr werde ich hier herausfinden und auch nie in der Kristallhöhle ankommen!“
Halme, nichts als Halme sah sie. Angst strich ihr den Rücken hinauf, packte sie heftig im Genick, zwang sie zu Boden. Liegend zog sie ihre Beine an den mageren Körper, umschlang sie mit den Armen und überliess sich ihrem heftigen Schluchzen. Lange weinte sie, weinte sich ihren ganzen Schmerz von der Seele, bis sie in einen tiefen Erschöpfungsschlaf hinüberglitt.

Beim Aufwachen merkte sie sofort, dass sich etwas verändert hatte. Zuerst wusste sie nicht genau was, bis sie feststellte, dass sich ein einzelner Sonnenstrahl durch das Dickicht zu ihr vorgewagt hatte.
Schon wollte er verblassen.
Geistesgegenwärtig sprang Samora auf die Füsse und rief: „Nimm mich bitte mit!“
Kräftig schob sie mit beiden Armen die Halme zur Seite und bahnte sich ihren Weg hinter dem Sonnenstrahl her. Manchmal schien es, als wolle der gelbe Strahl fast ganz verschwinden, ein andermal war er so nah, dass Samora die Hand in den leuchtenden Glanz tauchen konnte. So führte sie das Licht aus dem grossen Weizenfeld heraus. Kaum hatte sie die letzten Halme hinter sich gelassen, sah sie auch schon ihre Feder, geduldig wartend. Samora drehte sich um und winkte dem Sonnenstrahl dankend zum Abschied. Dann trat sie hinter der Feder in einen lichten Wald hinein.

Den erdigen, würzigen Duft sog Samora tief in ihre Lungen ein. Ihr war, als könne sie seit langem wieder unbeschwert atmen. Ganz leicht wurde ihr ums Herz und sie fühlte, dass sie ihrem Ziel schon näher war. Freude durchflutete sie. Sie hüpfte um die smaragdgrüne Feder herum und die Feder um sie. Wie in einem Reigen tanzten die zwei in den Wald hinein.

Wieder war es Abend geworden. Im Geäst einer ausladenden Eberesche liess sich die Feder nieder. Samora trank aus einer nahen Quelle klares Wasser und ass eine Handvoll Beeren direkt vom Strauch. Dann kuschelte sie sich neben dem dicken Stamm ins Moos hinein.
Mitten in der Nacht wachte Samora auf. Sie hatte von ihrer Grossmutter geträumt. Diese hatte ihr vom Himmel herab liebevoll zugelächelt. Samora spähte durch die Zweige des grossen Baumes zum dunklen Himmel empor. Silbern glänzte dort der volle Mond und tauchte den ganzen Wald in sein kühles Licht.

Plötzlich schien es dem Mädchen, als verwandle sich die helle Scheibe des Mondes in das Antlitz der Grossmutter.
Samora fühlte sich geborgen und voll Hoffnung. Sie legte sich wieder ins Moos zurück und schlief tief und fest, bis sie am nächsten Morgen von der Feder geweckt wurde.

Noch ein weiteres Mal übernachteten die zwei auf ihrem Weg durch den Wald. Samora liebte die Bäume und den Duft den sie verströmten. Auch ihren Füssen tat der weiche Waldboden gut. Am Abend des zweiten Tages lichteten sich die Bäume, wurden immer weniger und blieben schliesslich ganz zurück.

Samora stieg einen Hügel hinauf und blieb überwältigt stehen. Sie stand auf einer Anhöhe und blickte auf das endlose Meer hinunter.
Fasziniert liess sie ihren Blick über die türkisfarbene Fläche schweifen. Weit hinten, wo sich das Meer mit dem Himmel verband, konnte sie verschwommen die Umrisse einer Insel ausmachen. Salzig und erfrischend strich der Seewind um Samora herum. Er packte die Feder, die ihre Farbe bereits wieder gewechselt hatte, und trug sie an den Strand. Freudig hüpfte Samora den Hügel hinunter und sprang bis zu den Knien ins kühle Nass hinein. Die Wellen umspülten die dünnen Beine des Mädchens, und die Sonne legte eine golden glitzernde Bahn vom Horizont bis vor die Füsse Samoras.
Erschöpft und müde von der langen Wanderung legte sich Samora in den feinen Sand hinein. Innert kürzerster Zeit war sie eingeschlafen. Sachte hielt die kleine, türkisfarbige Feder über dem schlafenden Kind Wache.

Fröhliches Plätschern weckte Samora am nächsten Morgen auf. Eine Delphin-Familie spielte nahe am Ufer im Wasser. Vorsichtig, um die schönen Tiere nicht zu erschrecken, setzte sich Samora auf und sah ihnen beim Spiel zu.

Doch die Delphine zeigten keine Furcht. Immer wieder löste sich einer aus der Gruppe, schwamm auf Samora zu und schien sie zu ihnen ins Wasser zu locken. So stand sie denn auf, setzte langsam Fuss vor Fuss, bis die Wellen ihren Bauch benetzten. Von hinten schoss ein kleiner Delphin zwischen ihre Beine. Sie wurde hochgehoben und zu der Familie gebracht. Dort löste sich das Reittier von ihr, so dass Samora in die Tiefe hinunterglitt. Doch schon war ein anderer Delphin zur Stelle und brachte sie wieder an die Oberfläche.
Schnell lernte Samora, wie sie den Atem halten konnte um kurze Zeit mit den Delphinen unter Wasser zu spielen. Fest an eine Rückenflosse geklammert, tauchten sie zusammen in eine blau-grüne Zauberwelt hinein. Mit einem untrüglichen Sinn spürten die Delphine, wann Samora wieder frische Luft holen musste.

Als Samora an den Strand zurückgetragen wurde, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Die blaue Feder wurde in diesem Augenblick von einem mächtigen Windstoss erfasst und über das Meer gewirbelt.
Entsetzt schaute Samora der immer kleiner werdenden Feder nach. Dorthin konnte sie ihr nicht folgen!
Oder vielleicht doch? Entschlossen sprang sie zurück ins Wasser und schwamm auf die Delphine zu.
„Könntet ihr mich zu der Feder übers Meer bringen?“ bat sie ihre Freunde stumm.
Schnell war Samora von den Delphinen umgeben. Zwei starke Tiere nahmen sie in die Mitte, und sobald das Mädchen sich an den Rückenflossen festgehalten hatte, schwammen sie zusammen auf das Meer hinaus.

Ueber ihnen wölbte sich ein wolkenloser, blauer Himmel. Voller Vertrauen schmiegte sich Samora an die kräftigen Körper, durch deren gummiartige Haut sie deutlich das Spiel der Muskeln fühlen konnte. Majestätisch teilten die Delphine das dunkle, königsblaue Wasser, wobei sie eine fast überirdische Würde ausstrahlten.

Die schnelle Fahrt durch die Gischt machte Samoras Kopf klar, und als ihr bewusst wurde, dass sie genau auf die Insel zuhielten, die sie am letzten Abend vom Hügel aus gesehen hatte, fühlte sie ganz stark, dass sie ihr Ziel schon bald erreichen würde. Auch die Delphine schienen ihr dasselbe zuzuflüstern.
Je näher sie der Insel kamen, umso schwermütiger wurde es Samora ums Herz. Sie wollte eigentlich ihre neuen Freunde, die ihr so viel gegeben hatten, noch gar nicht verlassen. Sie spürte aber auch, dass sie jetzt durchhalten und ihrer Suche treu bleiben musste. So nahm sie dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied. Sie küsste jeden Delphin auf den Mund und winkte ihnen zu, bis sie mit spielerischen Sprüngen in der Ferne untergetaucht waren. Dann watete Samora durch das seichte Wasser auf den Sandstrand zu.

Die Insel schien nicht sehr gastfreundlich zu sein. Ausser Sand und Steinen gab es noch ein paar einzelne, widerstandsfähige Büsche, die ihre krummen Zewige in den Himmel streckten
Plötzlich zogen Wolken am Himmel auf. Ein scharfer Wind fegte über die Insel, und es wurde schnell dunkel. Samora kämpfte gegen den Wind an und hielt dabei den Kopf gesenkt.
Sie versuchte, hinter einem der grösseren Steine etwas Schutz vor dem kommenden Unwetter zu finden. Da wirbelte die kleine, violette Feder auf sie zu und verfing sich im gelockten Haar des Mädchens. Schnell befreite sie Samora und presste sie mit beiden Händen an ihre Brust. Dicht bei einem Stein kauerte Samora sich hin.
Die Sonne war gänzlich hinter den schwarzen Wolkenmassen verborgen.
Ueber die Insel legte sich ein eigentümliches, violettes Licht. Steine, Sand und Büsche färbten sich violett. Ja sogar die Luft war eine violette Masse, die man beinahe mit Händen greifen konnte.
Dann, mit einem ohrenbetäubenden Donner, prasselte der Regen vom Himmel, als wolle er die ganze Insel überfluten.

Blitze zuckten und Donner grollten ununterbrochen.
Innert kürzerster Zeit war Samora bis auf die Haut durchnässt. Krampfhaft hielt sie die Feder mit ihrem Körper geschützt, damit diese so trocken wie nur irgend möglich bleiben konnte.
Nach kurzer Zeit schon zog das Gewitter weiter. Der Regen wurde immer schwächer, bis es nur noch leicht tröpfelte. Die Wolken rissen auf und die Sonne schickte ein paar Strahlen zur Erde hinunter. Aus dem Meer erhob sich ein wunderschöner Regenbogen. Er wölbte sich in den Himmel hinauf und wieder hinunter, direkt vor die Füsse der staunenden Samora.
Die Farben leuchteten so intensiv, dass Samora ihre Augen einen Moment geblendet schliessen musste.
Unter ihren Händen regte sich die weisse Feder wie ein kleiner Vogel. Samora öffnete die Umklammerung, und die Feder flog den Regenbogen hinauf. Erst jetzt bemerkte Samora die Stufen, die in den Farben des Regenbogens nach oben führten.
Vorsichtig setzte sie einen Fuss auf den ersten Absatz, dann den zweiten. Ehrfurchtsvoll stieg sie die Treppe, Stufe um Stufe, hinauf.

So hoch über dem Meer, getragen von farbigem Licht , fühlte Samora nur Staunen und übergrosse Dankbarkeit in sich.
In der Mitte des farbigen Bogens sah das Mädchen eine strahlende Gestalt warten.
Beim Näherkommen erkannte es den Engel aus seinem Traum, der ihm die Feder geschenkt hatte.
Der Engel lächelte den beiden entgegen, streckte die Hand aus und fing die Feder im Fluge auf.
„Hast du mir die Kleine mitgebracht? -- Ja, ja! Ich weiss schon. Du hast es sehr gut gemacht!“
Sanft schob er die Feder zurück in seinen Flügel und wandte sich Samora zu.
„Da bist du ja! -- Viel hast du erlebt auf dieser Reise, und hoffentlich einiges gelernt. Du bist der Kristallhöhle schon ganz nah.

Doch die letzten Schritte kannst du nicht alleine gehen. Sie führen durch mich und können dir nur geschenkt werden.“
Gebannt hörte Samora der singenden Stimme des Engels zu: „Willst du dich mir gänzlich anvertrauen, so werde ich dich zum Ziel deiner Reise tragen!“
Keines Wortes mächtig trat Samora auf das göttliche Wesen zu und schmiegte sich in seine Arme. Der Engel legte seine kühle Hand auf ihre Augen. Sie fühlte, wie sie hochgehoben und fortgetragen wurde. In ihrem ganzen bisherigen Leben hatte sie sich noch nie so geborgen und umhüllt von reiner Liebe gefühlt. Ihre Augenlider wurden schwer und sie sank in einen tiefen Schlaf.

 Als sie ihre Augen wieder aufschlug, erblickte sie über sich Kristalle in den schillerndsten Farben, die von der Decke der Höhle herunterwuchsen. Sie setzte sich auf und sah sich um. Auch die Wände der Höhle waren über und über mit Kristallen bedeckt. Und obwohl die Farben bunt zusammengewürfelt waren, erkannte sie doch, dass immer eine Farbe überwog: An einer Stelle die rote, an einer anderen die blaue oder gelbe. Ja, sie konnte die einzelnen Etappen ihrer Reise aus den glitzernden Steinen herauslesen! Dort sah sie fast das gelbe Weizenfeld im Winde wogen, auf der anderen Seite winkten ihr die Delphine zu, und aus einer Ecke zeigte der rote Felsen sein schreckliches Gesicht.

Dann sah sie ihre Grossmutter im sanften Licht dieser unterirdischen Höhle auf sich zukommen.
Ein strahlender Lichtschein schien von ihrem Herzen aus zu leuchten und ihre ganze Gestalt einzuhüllen. Mit einem Freudenschrei stürzte Samora ihrer Grossmutter in die Arme.
„Wie schön, dass du nun hier bist!“ lächelte die Grossmutter.

 „Woher kennst du denn diesen wunderschönen Ort?“ fragte Samora.Und plötzlich wurde es ihr mit einem Schlag klar:

 

Sie war in ihrem eigenen Herzen angekommen.

 

Copyright by Karin Jörger-Egger, 2007

 

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